Bye bye mein kleines Sternchenbaby

Vor kurzem habe ich meinen Schrank ausgemistet und dabei dieses süße Babymützchen gefunden. Ich habe es versteckt ganz hinten, zwischen meiner gelben und grauen Skiunterwäsche. Ich weiß noch genau wann ich dieses Mützchen gestrickt habe. Es war am 23.08.2015 ein Tag nachdem man auf dem Teststreifen zwei deutliche Linien erkennen konnte.

„…Ich kann keinen Herzschlag finden. Sie bekommen leider kein Kind, zumindest nicht jetzt, es tut mir sehr leid“. Sagt meine Frauenärztin und schaut mich dabei mitfühlend an. Ich bin irritiert, der Dottersack und die Fruchthöhle sind auf dem Monitor klar zu erkennen, noch genau wie vor zwei Wochen und heute früh hing ich doch noch vor lauter Schwangerschaftsübelkeit über der Toilette. Wie kann ich denn dann „nicht“ schwanger sein? „Aber ich hatte doch keine Blutungen entgegne ich und hoffe, dass sie noch mal nachschaut.“

Dann erklärt sie mir, dass es sich um eine Missed Abortion handelt, dabei verbleibt der Embryo in der Gebärmutter und wird nicht wie bei anderen Fehlgeburten vom Körper abgestoßen. „Leider kann man das nicht der Natur überlassen.“ Erklärt sie weiter und stellt mir einen Überweisungsschein für die Klinik aus, in der ich in den nächsten Tagen eine Ausschabung vornehmen lassen soll.

„Eigentlich wollten wir morgen in die Toskana fahren.“ Gesundheitlich sei eine Reise unbedenklich, aber aus emotionalen Gesichtspunkten solle ich mir überlegen ob ich den Urlaub nicht lieber verschieben möchte.

Am nächsten Tag fahren wir! Im Nachhinein eine gute Entscheidung! Vielleicht wäre es besser gewesen erst nach meinem Klinikaufenthalt zu fahren, aber leider hatten wir dazu keine Möglichkeit.

Ich habe in meinem Leben noch keine Reise so bewusst wahrgenommen wie diesen. Zu Hause wäre mir die Decke auf den Kopf gefallen so konnte ich (wenn auch eher unbewusst) zehn Tage zwischen Lavendelfeldern und Olivenbäumchen leise Abschied nehmen.

Ich wurde eine Woche krank geschrieben, dann ging der normale Wahnsinn wieder los.

…was soll ich sagen, eigentlich bin ich, was mich selbst betrifft ein eher rationaler Mensch und versuche auch in diesem „Ereignis“ etwas Positives zu sehen. Ich weiss, dass so etwas bei jeder dritten Frau vorkommt (auch wenn ich in diesem Fall lieber die zweite oder vierte Frau gewesen wäre) und ich rede mir ein, dass die Natur schon ihren Grund dafür gehabt hatte. Wahrscheinlich währe das Kind krank gewesen und hätte auch zu einem späteren Zeitpunkt keine Chance auf ein langes Leben gehabt. …und trotzdem überkommt es mich immer wieder, meistens wenn ich alleine bin, im Auto, an einer roten Ampel oder im Fahrstuhl. Dann breche ich einfach so in Tränen aus.

Während andere über dieses Thema schweigen hilft es mir darüber zu sprechen. Am meisten mit meiner lieben Kollegin und Freundin Miri (ich kenne keinen Menschen der ein so großes Herz hat wie sie). Wahrscheinlich trifft es mich deshalb so sehr, als sie mir zwei Monate später erzählt, dass sie selbst schwanger ist. Naja sie erzählt es mir nicht wirklich (sie traut sich nicht) aber ich merke es sofort. …und ich freue mich für sie, zumindest will ich es, ich wünsch ihr doch nur das Beste! Aber irgendwie kann ich es nicht – und dafür hasse ich mich selbst am meisten. Wahrscheinlich ist es nicht nur die Erkenntnis dass SIE schwanger ist und nicht ich, sondern auch die Tatsache, dass Sie mir bald nicht mehr gegenüber sitzen wird und der Gedanke macht mich umso trauriger.

…nun halte ich das Mützchen in der Hand und freue mich, weil mir jetzt erst auffällt, dass ich genau ein Jahr nachdem ich aus der Klinik entlassen wurde, das schönste Geschenk der Welt in meinen Armen halte. Am 23.09.2016 hat unser kleiner Sohn das Licht der Welt erblickt! …und was soll ich sagen, er ist toll, manchmal frage ich mich womit ich ein solch tolles Kind verdient habe. Heute bin ich dankbar für all das was passiert ist, denn hätte ich ein Jahr zuvor keine Missed Abortion gehabt, hätte ich dieses tolle Kind nie Kennenlernen dürfen. Klar, dann hätte ich ein anderes tolles Kind, aber das spielt heute keine Rolle mehr heute ist alles gut so wie es ist.

…und ich schaue in den Himmel und sage bye bye mein kleines Sternenkind ich hoffe es geht dir gut, dort wo du jetzt bist.

Deine Sternchenmami


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