Wir waren in der siebten Klasse, als wir wie zufällig zueinander fanden. Manchmal frage ich mich war es Schicksal oder einfach nur Glück, dass wir beide genau im selben Augenblick auf der Suche nach einer neuen Seelenverwandtschaft waren? Auf der Suche nach einer echten Freundschaft – keiner aufgesetzten Zweckgemeinschaft. Wir waren unzertrennlich, konnten tagelang zusammensitzen – über Gott und die Welt reden, zusammen lachen, zusammen weinen oder einfach nur zusammen schweigen. Wir aßen Twix auf deinem Bett und Palatschinken mit Marmelade von deiner Mum. Wir konnten stundenlang spazieren gehen – um den Ententeich am Monrepos -eine Runde nach der anderen – oder Volleyball spielen – in eurem Hinterhof – langweilig war uns nie! Wir waren uns so vertraut, kannten uns in und auswendig und hatten uns doch jeden Tag auf´s Neue so viel zu erzählen. Niemand konnte uns etwas anhaben, wir haben uns gegenseitig beschützt vor bösen Zungen und neidischen Blicken. Auch wenn´s keinen Grund gab, meldeten wir uns täglich beieinander – das war so selbstverständlich wie Zähneputzen! Die längste Trennung – 4 Wochen Urlaub in den Sommerferien – dann endlich das Wiedersehen. Wir sind zusammen groß geworden und haben dabei so viel erlebt, die erste große Liebe, der erste Kuss, der erste Herzschmerz, der erste Discobesuch (und danach tausend weitere). Wir haben zusammen die Schule abgeschlossen unseren Führerschein gemacht und Zukunftspläne geschmiedet. Wir haben uns gegenseitig Trost gespendet und gebrochene Herzen geflickt. Dank dir hab ich mich nie allein gefühlt, du warst meine beste Freundin, meine engste Vertraute und meine letzte Zuflucht wenn´s eng wurde. Uns kann nichts trennen – hatte ich gedacht. Doch wie jeder entwickelten auch wir uns weiter, änderten unsere Gewohnheiten, unseren Charakter und unsere Interessen. Ein stückweit konnten wir diese Veränderungen noch gemeinsam gehen, doch irgendwann wurde das unsichtbare Band, das uns immer zusammenhielt zerschnitten. Es gab kein Streit, kein Vorfall – zumindest keiner der mir bewusst gewesen wäre. Es gab auch keinen wirklichen Abschied – der regelmäßige Kontakt der für uns das natürlichste auf der Welt war verlief einfach im Sand. Oft habe ich mich gefragt – was ist nur mit uns passiert? Das einfachste wäre gewesen – dich zu fragen, wäre da nicht die Angst vor der Antwort. Vielleicht hatte ich als Freundin versagt – hätte mir mehr Mühe geben müssen. Du wolltest immer hinaus – in die große weite Welt, was erreichen, was erleben. Als du dann tatsächlich deine Zelte abbrachst – in ein neues Land – neues Abenteuer, bewunderte ich deinen Mut, gleichzeitig war ich traurig als ich davon erfuhr, früher wäre ich eine der ersten gewesen, die von deinen Plänen erfahren hätte. Dann warst du einfach fort – verschwunden aus meinem Leben…
…dann kam plötzlich der Anruf von meiner Mum und die Nachricht – du bist wieder da, nach fast 10 Jahren Funkstille, würdest mich gern sehen, dich mit mir treffen. Ich musste lächeln als ich den Hörer auflegte, bin aufgeregt wie ein Teenager vor seinem ersten Date. Wir sind nicht mehr die, die wir mal waren, sind erwachsen geworden, haben vielleicht keinerlei Gemeinsamkeiten… Aber das ist egal, durch dich weiß ich was eine beste Freundin ist – und ich bin dankbar für die Zeit die wir zusammen hatten.
Mal sehn wies weiter läuft…
Das ist ein wirklich wunderschöner Text, den du da geschrieben hast ❤️.
LG Julezz
http://www.julezzdiamond.com
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Ganz lieben Dank!
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